Ohne Zuckerrohr gäbe es keinen Rum, und genau deshalb ist es sinnvoll, sich ein bisschen über den so bedeutenden Rohstoff zu informieren. Bei uns kommt für den Rhum ja bekanntlich Zuckerrohrsaft statt Melasse zum Einsatz, sodass die Pflanze eine noch wichtigere Rolle spielt als bei Rum im Allgemeinen.
Es handelt sich bei Zuckerrohr (botanischer / lateinischer Name: Saccharum officinarum) um eine Nutzpflanze, die zu den Süßgräsern gehört und deren Ursprung höchstwahrscheinlich im Osten von Asien liegt. Zuckerrohr kann eine beeindruckende Wuchshöhe von 3 bis 6 m (durchschnittlich 5 m) erreichen, und das liegt an den starken Halmen mit ihrem Durchmesser von circa 2 bis 5 cm. Die langen Blätter von bis zu 2 m sind deutlich sichtbar. Die Halme verfügen über 10 bis 40 Zwischenstücke, die man als Internodien bezeichnet. Die Blüten der Zuckerrohrpflanze nehmen die Form von Rispen an und sind behaart. Es lassen sich zudem kleine Früchte bemerken. Für die Herstellung von Rum sind nur die Halme von Zuckerrohr von Bedeutung. Ihre Internodien bestehen zu zwei Dritteln aus süßem Mark.
Es handelt sich beim Zuckerrohr um eine einkeimblättrige Pflanze, die bis zu 20 Jahre alt werden kann. Dementsprechend wird von ein und derselben Pflanze mehrfach geerntet, um hieraus Zucker, Melasse und Rum zu gewinnen. Der Zuckergehalt der Halme liegt bei circa 17 bis 20 %. Sie produziert reichlich Saccharose, und dieser Zucker ist in den Stängeln zu finden. Wie hoch der Zuckergehalt genau ist, das hängt von verschiedenen Faktoren ab, u. a. vom Klima und von der Bodenbeschaffenheit sowie von der Art des Anbaus und der Weiterverarbeitung. Außerdem gibt es zahlreiche Zuckerrohrsorten. Der Anbau von Zuckerrohr ist besonders in tropischen und subtropischen Gefilden erfolgreich. Südamerika, die Inseln der Karibik und Südostasien eignen sich mit Temperaturen von 25 bis 28 °C und regenreichen Sommern perfekt für die Kultivierung von Zuckerrohrpflanzen, wobei deren Ernte meist nach wie vor von Hand erfolgt. Sie kann zwar mehrfach innerhalb eines Lebenszyklus der Pflanze vorgenommen werden, ist aber mühselig. In der Vergangenheit wurden für die harte Arbeit auf den Plantage Sklaven aus Afrika eingesetzt.
Zucker galt als ein Symbol von Reichtum und Macht. Man sah es einst als so kostbar wie Luxusgüter an und bezeichnete es als "weißes Gold". Die Kolonialisierung der karibischen Region durch die Spanier, Franzosen, Briten und Dänen zog den Anbau von Zuckerrohr, die Zuckergewinnung und den Handel zwischen Neuer Welt und Alter Welt nach sich. Dass sich aus Zuckerrohrsaft bzw. aus Melasse (einem Nebenprodukt der Zuckergewinnung) Alkohol gewinnen lässt, fanden die Plantagenarbeiter heraus. Sie riefen den Rum ins Leben, der über die Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt und verfeinert wurde, aber nach wie vor nicht ohne Zuckerrohr auskommt. Gegenwärtig dient das angebaute Zuckerrohr fast ausschließlich der Zuckerproduktion und der Melasse zur Rumdestillation. Nur in sehr seltenen Fällen wird es zur Produktion von Rum kultiviert, und dann in der Regel, um wie bei uns Rhum aus frischem, vergorenem Zuckerrohrsaft zu destillieren. Zuckerrohrsaft ist der Ausgangspunkt für Rhum Agricole, wie er unter französischer Regie auf einigen wenigen Antilleninseln hergestellt wird. In unserem Fall wird das Zuckerrohr hierfür ökologisch angebaut.